Herausforderungen in der Entwicklung von Farbkosmetik-Rezepturen

Anleitungen für selbstgemachte Kosmetik sind in Suchmaschinen mit nur wenigen Klicks leicht zu finden, auch auf Instagram und TikTok wird fleißig selbst gemischt. Beim Durchlesen der Rezepte wird jedoch schnell klar: So leicht, wie die Überschrift es verspricht, ist die Herstellung von Kosmetik, und vor allem von Farbkosmetik, nicht. Viele Verarbeitungsschritte sind notwendig, zudem ist die Liste der Inhaltsstoffe mitunter lang und gespickt mit komplizierten Namen. Da ist der Gang zum Kosmetikregal in der Drogerie oder Parfümerie doch weitaus einfacher und erfolgsversprechender: Hier ist die Auswahl an professionell hergestellter Farbkosmetika schier unendlich. Doch wie lassen sich Produkte mit hochwertigen Rezepturen in der Masse identifizieren? Und worauf kommt es bei Rezepturen für dekorative Kosmetik wirklich an?
Dekorative Kosmetik gehört zu den wichtigsten Teilsegmenten im Markt für Körper- und Schönheitspflegeprodukte. Die Nachfrage steigt seit Jahren, ebenso das Angebot. Seit 2004 ist der Umsatz mit dekorativer Kosmetik in Deutschland kontinuierlich gestiegen und erreichte im vergangenen Jahr einen Rekordwert von rund 2,2 Milliarden Euro. Bei den Frauen hierzulande ist vor allem Augen-Make-Up beliebt, rund 16,9 Millionen Frauen nutzen es regelmäßig. Zum Lippenstift greifen knapp 16 Millionen Frauen in Deutschland regelmäßig, 8 Millionen sogar täglich (Quelle: Statista). Laut "Beauty-Report" der Gesellschaft für integrierte Kommunikationsforschung von 2019 zählen Beauty-Marken zu den "Darlings" und werden von Verbraucherinnen und Verbrauchern innig geliebt. Wer also einmal seine Kundschaft überzeugt hat, bindet sie langfristig an sich. Um das zu erreichen, ist die Rezeptur des Kosmetikartikels ein entscheidender Faktor.
Rezepturen sind Konglomerat aus Ideengebern
Bei der Rezeptur von Farbkosmetik kommt es zum einen auf die Inhaltsstoffe und zum anderen auf die Art und Weise, wie diese verarbeitet und vermischt werden, an. "Das ist wie beim Backen: Entweder ich benutze eine fertige Backmischung oder ich stelle den Teig Schritt für Schritt selbst her", stellt Miriam Hempel, Teil der Geschäftsleitung von Nele Kosmetik, einen anschaulichen Vergleich her. Hempel weiß, worauf es bei der Entwicklung von Rezepturen ankommt: Denn das oberfränkische, inhabergeführte Unternehmen ist eines von nicht mal einer Handvoll, das Farbkosmetik in Deutschland produziert, und hat in knapp 40 Jahren bereits mehr als 4000 eigene Rezepturen für Farbkosmetika entwickelt.
Neue Rezepturen in der Farbkosmetik sind entweder komplette Neuentwicklungen oder bauen auf bereits vorhandenen Informationen auf, sind also Weiterentwicklungen bestehender Rezepturen. "Ideen für Rezepturen sind immer ein Konglomerat aus unterschiedlichen Menschen", weiß Hempel aus Erfahrung. Mal ist es ein Kunde oder eine Kundin, die eine bestimmte Vorstellung mitbringt, mal bietet ein Lieferant einen neuen Rohstoff an, mal erkennen Hersteller selbst die Notwendigkeit, neue Rezepturen anzubieten. Immer aber spielen Fachleute in den Unternehmen bei der konkreten Entwicklung eine entscheidende Rolle, weil sie über das Fachwissen und die nötigen Erfahrungswerte verfügen. Denn nicht alle Inhaltsstoffe lassen sich einfach irgendwie zusammenmischen und industriell verarbeiten. "Es kommt ganz stark auf die chemischen Gegebenheiten an und darauf, wie die einzelnen Inhaltsstoffe korrespondieren", weiß Hempel.
Ästhetisches Produkt herstellen
Die Chemie muss also stimmen - was übertragen im Zwischenmenschlichen gilt, gilt wortwörtlich für die Rezepturen von Farbkosmetik. Damit allein ist es bei der Entwicklung jedoch nicht getan. Die Rezeptur muss vom Produktdesign her ansprechend und auf die Zielgruppe ausgerichtet sein, das betrifft zum Beispiel Konsistenz, Geruch, Aussehen und die Art, wie sich das Produkt in der Verpackung präsentiert und auf Dauer darstellt. "Das muss natürlich ein insgesamt ästhetisches Produkt sein", betont Hempel. Daneben haben aber auch praktikable Aspekte in der Verarbeitung einen wichtigen Einfluss auf die Rezeptur. Denn sie muss schließlich industriell und verfahrenstechnisch verarbeitet werden, das heißt: Die Rezeptur darf unter anderem die Abfüllanlagen nicht verstopfen, sie darf aber auch nicht zu flüssig sein; sie muss Hitze und gegebenenfalls auch Druck unbeschadet überstehen können. Die Zusammensetzung der Rezeptur wirkt sich also auf die Produktion aus, Naturkosmetik zum Beispiel kann nicht in so hohen Taktzahlen abgefüllt werden, wie synthetische Produkte. "Denn Naturkosmetik kann nicht so stark erhitzt werden", erklärt Hempel.
Auch die Verpackung spielt bei der Entwicklung von Rezepturen eine Rolle. Die Inhaltsstoffe reagieren mitunter mit den Verpackungsmaterialien, dadurch können sich zum Beispiel Hülsen verziehen und das Produkt nicht mehr benutzt werden - ein großes Ärgernis für die Kundschaft. Wichtig für die Rezeptur ist zudem, ob die Verpackung luftdicht ist oder nicht. Bei durchlässigen Materialien entweicht neben Luft auch Feuchtigkeit, entsprechend muss die Rezeptur aufbereitet sein. "Die Rezeptur muss mit der Verpackung korrespondieren", bringt es Hempel auf den Punkt. Andernfalls halten Kundinnen und Kunden nach einer Weile ein Produkt in den Händen, welches sie nicht wie gewünscht verwenden können oder das bereits nach kurzer Zeit unbrauchbar ist.
Marktanforderungen beeinflussen Rezeptur
Anforderungen des Marktes sind ein weiterer wesentlicher Einflussfaktor auf Rezepturen, gewisse Inhaltsstoffe oder ethische Aspekte können ein Produkt zum Ladenhüter machen. Kinderarbeit bei der Rohstoffgewinnung ist zum Beispiel ein No-Go, Konservierungsmittel wie die aus Erdöl gewonnen Parabene und das aus zerkleinertem Talk bestehende Talcum, das als krebserregend bewertet wird, gelten als verschrien. "Es kann aber auch ein unbegründeter Shitstorm über einen Inhaltsstoff hereinbrechen, der für Produkte, die ihn enthalten, problematisch wird", weiß Hempel. Sie spielt auf die Aufregung um den Stoff Titandioxid an, der für die Farbkosmetik essenziell ist. Titandioxid ist hier das "weiße Blatt Papier", ohne diesen Stoff bekommen Hersteller keine Farbe in ihre Rezepturen - Alternativen hierzu sind noch nicht ausgereift. In Lebensmitteln ist der Stoff seit 2022 aber verboten, weil er das Erbgut schädigen kann. "Der Inhaltsstoff wurde dann grundsätzlich zum Thema und als böse gespoilert", so Hempel. "Dabei kann er den Köper nur schädigen, wenn er lungenläufig ist." Bei den meisten Farbkosmetika ist dies jedoch nicht der Fall.
Nicht zuletzt bestimmen auch gesetzliche Regularien die Zusammensetzung von Rezepturen. Für Kosmetika gelten unter anderem die EU-Verordnung Nr. 1223/2009, die insbesondere bei der Erweiterung oder Streichung von Inhaltsstoffen ständigen Änderungen unterliegt. Die EU-Verordnung Nr. 655/2013 regelt zudem die Kriterien zur Begründung von Werbeaussagen im Zusammenhang mit kosmetischen Mitteln. Zusätzliche Anforderungen stellt die deutsche Verordnung D-KosmetikV; notwendig sind ihr zufolge zum Beispiel eine Anzeigepflicht bei den Überwachungsbehörden sowie eine korrekte Kennzeichnung der Produkte.
Für Trends in anderen Branchen spicken
Trends sind für die Rezepturentwicklung in der Farbkosmetik ebenfalls wichtig. Die Schwierigkeit dabei: Die Trends gilt es zu erkennen, bevor sie auf dem Markt angekommen sind, andernfalls laufen Hersteller dem Trend nur hinterher und verpassen den Anschluss an die Konkurrenz. "Da kann man bei Plattformen und Modeschauen gucken oder auch bei anderen Branchen spicken", gibt Hempel einen Einblick. Collagen zum Beispiel wurde zunächst in der Lebensmittelbranche als gesundheitsfördernd gehypt, inzwischen setzt auch die Kosmetikbranche darauf. "Wichtig ist, dass Verbraucherinnen und Verbraucher die Inhaltsstoffe verstehen", so Hempel. Sind sie bereits aus anderen Lebensbereichen bekannt, fällt die Vermarktung leichter - wie beim Stoff Collagen.
Wichtig für Kosmetikhersteller ist, ein Gefühl für die Energie der Zeit zu haben. Was brauchen Kundinnen und Kunden, um sich wohl fühlen? Was kommt bei der Zielgruppe an? Wer solche Fragen beantworten kann, noch bevor die Kundschaft sich im Klaren darüber ist, wird zum Trendsetter statt Trendgetter.
So minimalistisch wie möglich, so effektiv wie nötig
Grundsätzlich empfiehlt sich für Hersteller, bei Rezepturen so minimalistisch wie möglich, aber so effektiv wie nötig zu arbeiten. Es sollten also nur die Inhaltsstoffe verwendet werden, die für die gewünschte Wirkung des Kosmetikprodukts notwendig sind. "Manche Stoffe sind aber auch erforderlich, damit die Rezeptur gut verarbeitet werden kann", erklärt Hempel. "Da gilt es immer abzuwägen."
Verbraucherinnen und Verbraucher stehen gewisse Zertifizierungen als Entscheidungshilfe zur Verfügung. Siegel gibt es für vegane und tierversuchsfreie Kosmetik - wobei Tierversuche für Kosmetika in der EU ohnehin seit 2004 verboten sind -, für Natur- und Biokosmetik, für faire Produkte und für solche, die für Allergiker geeignet sind. "Leaping Bunny", "Cosmos" und "Natrue" sind zum Beispiel bekannte Zertifizierungen. Doch Farbkosmetika, die diese Zertifizierungen nicht vorweisen können, sind nicht gleich immer das Gegenteil, sprich: Die Rezepturen können sehr nah an dem Standard sein, der für die Zertifizierung notwendig wäre. Ohnehin sind die einzelnen Anforderungen den Verbraucherinnen und Verbrauchern gar nicht immer bekannt, weshalb Hempel dazu rät, eher auf die Philosophie der Marke zu schauen: "Wofür die Marke steht, ist oft ein weitaus wichtigerer und nachvollziehbarer Indikator."
Fazit
Die professionelle Herstellung von Kosmetik und insbesondere von Farbkosmetik ist deutlich komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. Entscheidend sind nicht nur die Wahl und Kombination der Inhaltsstoffe, sondern auch deren chemische Stabilität, die industrielle Verarbeitbarkeit und die Wechselwirkungen mit Verpackungsmaterialien. Hinzu kommen gesetzliche Vorgaben, Markttrends und ethische Anforderungen. Erfolgreiche Rezepturen entstehen dabei aus einem Zusammenspiel von Fachwissen, Kreativität und dem Gespür für gesellschaftliche Strömungen. Für Verbraucherinnen und Verbraucher sind nicht nur Inhaltsstoffe und Zertifikate wichtig, sondern vor allem die Glaubwürdigkeit und Haltung der Marke.
(Die Bildrechte liegen bei dem Verfasser der Mitteilung.)
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29. September 2025 | ID: 2957 | Artikel löschen |
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Die NELE Kosmetik GmbH mit Sitz in Igensdorf (Bayern) ist ein zertifizierter B2B-Hersteller dekorativer Kosmetikprodukte. Das familiengeführte Unternehmen bietet Entwicklung, Abfüllung und Konfektionierung aus einer Hand - von Lippenstiften über Foundations bis zu Pflegeprodukten. Mit modernem Maschinenpark, GMP-Zertifizierung (ISO 22716) und Produktion "Made in Germany" fertigt NELE Kosmetik über 30Mio. Stück jährlich. Kleine und große Aufträge sind möglich. Geschäftsführer ist Tillmann Hempel. Das Unternehmen steht für Qualität, Flexibilität und soziale Verantwortung.
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